Wallfahrt zur Hl. Anna Schäffer

Autor:  Andrea SchwemmerKategorie:  Vergangenes

26. – 27.07.2019 Passau nach Mindelstetten
Mit zwei großen Bussen fuhren Gläubige aus dem Bistum Passau nach Mindelstetten zum Anna-Schäffer-Gebetstag, um gemeinsam mit Bischof Stefan dort einen feierlichen Gottesdienst zu Ehren der Heiligen zu feiern, sie besser kennenzulernen und von ihrem Leben und Leiden zu lernen.

Am 26. Juli machten sich rund 100 Pilgerinnen und Pilgern aus dem Bistum Passau auf zum Anna-Schäffer-Gebetstag nach Mindelstetten. Der Ortspfarrer Johann Bauer und viele Mindelstettener bereiteten den Passauern einen überaus herzlichen Empfang mit Kaffee, Kuchen und Proviant für den restlichen Tag, ehe sie sich auf die Spuren der Heiligen Anna Schäffer im Ort machten. Beim Besuch ihres Geburtshauses gab es eine Führung des Ortspfarrers zum sehr schön angelegten Kreuzweg im Garten, der das Leben und Leiden der Heiligen mit dem ihres Herrn Jesus Christus in Verbindung setzt. Nach der Möglichkeit zum Besuch ihres Grabes in der Pfarrkirche und zum Mitbeten des Rosenkranzes feierte Bischof Stefan Oster am Abend einen Gottesdienst im Freien vor der Kirche – zusammen mit vielen hundert Gläubigen aus nah und fern.

In seiner Predigt dachte Bischof Stefan anhand der Schriftlesungen und dem Leben der Hl. Anna Schäffer mit den Gläubigen über den Sinn von Leiden nach. Dabei setzte er an den Anfang die Vorbemerkung, dass er Leiden nicht erklären oder gar schönreden wolle, auch dürfe man hadern mit Gott über das eigene Leiden oder das von anderen. Auch das gehörte zum Weg der Hl. Anna Schäffer, die im Jahr 1901 als junges Mädchen bei ihrer Arbeit in einen Waschkessel mit kochend heißer Lauge gefallen war. Dabei verbrühte sie sich beide Beine bis zu den Knien und hatte fortan offene Wunden, die nicht mehr verheilten. Anfangs lehnte sie sich gegen die Schmerzen auf und haderte mit ihrem Schicksal. Doch dann begann sie, ihre Situation anzunehmen und einen inneren Weg mit Gott zu gehen.

„Wir sagen oft: Gesundheit sei das höchste Gut – aber, ehrlich gesagt, ist das eine Diskriminierung für alle, die schwer krank sind“, sagte Bischof Stefan den Wallfahrern. Gerade ein Aufenthalt in einem Krankenhaus könne eine Chance sein, das eigene Leben zu überdenken und sich die Frage zu stellen: Was ist der Sinn von allem, wenn ich nicht mehr so kann? „Anna Schäffer hat uns gezeigt, dass Gesundheit in ihrem äußeren Sinn nicht das Wichtigste ist“, so Bischof Stefan. „Sie war schwer krank – aber in ihrem Herzen wohl gesünder als 99,9 Prozent aller, die hier sitzen, mich eingeschlossen. Sie hat gelernt, in der Annahme ihres Leidens Jesus die Führung über ihr Leben zu überlassen, sodass die Menschen um sie herum gespürt haben: In ihr ist Jesus auf geheimnisvolle Weise heilsam gegenwärtig.“ Viele gesunde Menschen seien zu ihr ans Krankenbett gekommen und gesünder wieder weggegangen – denn sie wurden getröstet und hatten ein heileres Herz.

Anna Schäffer nahm ihre Situation und ihre Schmerzen an und schenkte sie Jesus, wie es Paulus im Brief an die Kollosser formulierte: „Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben, was an den Leiden Christi noch fehlt“ (Kollosser 1,24). Dieser rätselhafte Satz aus dem Text der Lesung drücke ein großes Geheimnis des Glaubens aus, so Bischof Stefan. Wir könnten fragen: Hat denn Jesus nicht schon alles erlitten? – Ja! Das hat er! Aber die Hl. Anna Schäffer sei uns ein Beispiel dafür, dass es in der Kirche das Geheimnis der Stellvertretung gibt, „dass einer auch für den Anderen kämpft, lebt, liebt und leidet“. Verständlich machte das Bischof Stefan mit dem Beispiel von Eltern, die um der Kinder willen auch oft einiges erleiden und ertragen würden. Denn es gebe keine Liebe, die nicht auch Leiden und Leidensfähigkeit miteinschließe.

Auf die Frage, was das alles für uns persönlich heiße, wenn wir als Gläubige mit Leiderfahrung konfrontiert werden, gab Bischof Stefan den Pilgern drei Punkte mit: Wir können Jesus danken, dass er unser Leiden mitträgt und aus Liebe mit uns mitleidet. Wir können Jesus um Heilung bitten. Denn auch wenn wir äußerlich nicht gleich oder keine Heilung erfahren, können wir uns sicher sein, dass Gott mit uns einen Reifungsweg der tieferen Heilung geht – der Heilung unseres Herzens. Und wir können Jesus immer danken, dass er für uns schon alles durchlebt und erlitten hat und dass es seit seinem Tod für uns am Kreuz kein Leiden mehr gibt, dass einfach nur sinnlos wäre. Wenn wir uns in Leiderfahrungen mit ihm verbinden, kann er unser Leiden für seine Kirche fruchtbar machen.

So könne jeder einen Beitrag leisten zur Erneuerung der Kirche – auch wenn man krank im Bett liegt, sagte Bischof Stefan am Ende seiner Predigt und verwies auf die Gebetskarte, die im Vorfeld ausgeteilt wurde. Er lud alle ein, es vor allem denen zu bringen, die krank zu Hause bleiben mussten. „Vielleicht wächst ja eine neue kleine Gebetsgemeinschaft von Menschen, die ihr Leiden dem Herrn geben wollen für seine Kirche“, so der Wunsch des Bischofs.

Gebetsgemeinschaft für die Erneuerung des Glaubens

Anstelle der Fürbitten wurde auf dem Anna-Schäffer-Gebetstag 2019 gemeinsam ein Gebet gesprochen, das für diesen Anlass formuliert wurde. Bischof Stefan Oster lädt ein, das Gebet auch weiter für die Erneuerung des Glaubens zu beten und es vor allem auch an Kranke weiter zu geben, die ihr Leiden Jesus und seiner Kirche schenken möchten. „Wir wünschen uns, dass es besonders kranke Menschen beten – und sie so teilnehmen können am Gebet für die Erneuerung des Glaubens. Und für den Fall, dass es mehrere Beterinnen und Beter werden und diese sich wünschen, untereinander verbunden zu bleiben, stellen wir uns gern zur Verfügung, damit die Gebetsgemeinschaft in Kontakt bleibt und immer wieder informiert wird“, so Bischof Stefan. Im Referat Neuevangelisierung (neuevangelisierung@bistum-passau.de, Tel. 0851 393 5161) kann die Gebetskarte kostenlos bestellt werden.

Gebet „Im Leiden habe ich dich lieben gelernt.“ (Hl. Anna Schäffer)
Weitere Informationen zur Gebetsinitiative


Die Passauer Gruppe durfte im Anschluss an den Gottesdienst im Kloster Weltenburg übernachten und sich dann am Samstag noch einmal auf die Spuren der Hl. Anna Schäffer begeben. Bewegt von dieser einfachen, so eindrucksvollen Heiligen kehrten die Pilger am Samstag wieder nach Hause zurück.

Hier noch ein paar Eindrücke fotografiert von Elisabeth Grübl und Anton Gschrei.


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