Am Donnerstag, 02. März 2023, fand eine Online-Veranstaltung der Initiative „Divine Renovation“ zum Thema „Die Realität von zusammengelegte Pfarreien meistern“ statt. Bei der Veranstaltung kamen zwei Pfarrer und ein Pfarreicoach über ihre Erfahrungen ins Gespräch und gaben wertvolle Tipps.
Das Panel begann mit der These, dass oft die Mission der Kirche geopfert wird, um die Strukturen zu retten. Dagegen sollte es genau andersherum sein und die Struktur im Dienst der Mission stehen. Über diese Herausforderung zwischen eigentlicher Aufgabe von Pfarrei und den vorgegebenen Strukturen, insbesondere von zusammengelegten Pfarreien, sprachen Pfarrer Michael Doyle, Pfarrer Kieron O’Brien und Leadership Coach Rob McDowell.
Fr. Michael Doyle erzählte von seiner Situation von neun zusammengelegten Pfarreien. Eine große Herausforderung für ihn waren die vielen Sitzungen, die dazu führten, dass er den Überblick verlor. Corona war hier ein Einschnitt, der dazu führte, dass es ein Beratungsteam gibt, das aus ihm und sechs weiteren Personen besteht und sich wöchentlich trifft. Das Team erarbeitet die Vision und Strategie für die Pfarreien und spricht über Schritte und Veranstaltungen, die dafür nötig sind.
Rob McDowell sprach über die große Herausforderung am Beginn einer Zusammenlegung von Pfarreien. Das Schlimmste sei demnach, alle Pfarreien gleich zu behandeln. Mit der Zusammenlegung mehrerer Pfarreien, sei es gar nicht mehr möglich, alles im Blick zu behalten. Er verwendet das Gleichnis vom Sämann und beschreibt, dass es sinnvoll ist, in den besten Boden am meisten zu investieren, und nicht dort, wo man kein Wachstumspotential sieht. Gerade am Anfang könne man aber nicht immer sagen, wo der fruchtbarste Boden ist. Und es müsse auch nicht unbedingt eine Pfarrei sein, sondern es kann auch eine bestimmte Altersgruppe oder Zielgruppe sein, in die besonders investiert wird. Fundament dafür sei ein gesunder Leiter, der den Überblick hat: „Das größte Kapital, das ein Pfarrer und Leiter allgemein haben, ist ihr Fokus und ihre Energie.“ Fr. Michael Doyle beschreibt, was ihm hilft, bei so viel Arbeit nicht auszubrennen. Für ihn ist es wichtig, seinen freien Tag wirklich einzuhalten, wegzufahren, sich mit Freunden zu treffen und Urlaub zu machen.
Pfarrer Kieron berichtet anschließend von seiner bewussten Entscheidung, zwei Pfarreien zusammenzulegen. In der Nachbarpfarrei ging der Pfarrer in Ruhestand und es war nicht klar, wie es dort weitergehen soll. Da die Pfarreien sehr nahe beieinanderliegen, war es für ihn eine logische Konsequenz, sie zusammenzulegen. Die große Herausforderung war, dass die Pfarreien sowohl in ihrem Kirchenbild als auch ihrer Zusammensetzung sehr unterschiedlich waren. Es gab den Versuch, die beiden Leitungsteams zusammenzulegen, doch dann kam der erste Coronalockdown. Jetzt wird wieder daran gearbeitet, die Pfarreien zusammenzubringen. In manchen Bereichen wie der Sakramentenvorbereitung gelinge das sehr gut. Im Rückblick ist sein Ratschlag, schon im Vorhinein mehr über eine Vision und Strategie nachzudenken und die Menschen mehr in den Prozess mitzunehmen.
Pfarreicoach Rob McDowell beschreibt weiter, wie wichtig es in Veränderungsprozessen sei, Menschen die Dringlichkeit zu vermitteln, warum eine Veränderung notwendig ist. Oft kämen nämlich diözesane Mitarbeiter zu schnell zu dem Ergebnis, dass man etwas verändern muss, ohne die Leute vor Ort in diesen Prozess mitzunehmen. Man müsse den Menschen Zeit geben und die Vision vermitteln: Es geht nicht ums Überleben in den aktuellen Strukturen, sondern darum Menschen mit Jesus in Berührung zu bringen. Er beschreibt weiter, dass hier Gegenwind normal sei. Jesus habe den Menschen auch nicht immer das gesagt, was sie hören wollten und hat dadurch Leute enttäuscht. „Gute Leiterschaft heißt Menschen zu enttäuschen in einem Tempo, das sie vertragen.“ Die primäre Aufgabe von Leitern sei es, Grenzen zu setzen und in die richtigen Dinge zu investieren, die am besten helfen, Menschen zu Jüngern Jesu zu machen.
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3 Schlüssel zur Pfarrerneuerung