Werde Jünger!

Jünger Jesu sein – was heißt denn das? Waren das nicht die Leute, die vor 2.000 Jahren von Jesus gehört haben, Ihm nachfolgen wollten auf Seinem Weg und deshalb mit Ihm von Dorf zu Dorf gezogen sind?

Das griechische Wort für Jünger bedeutet „Lehrling“ und „Schüler“. Wenn Jesus sagt: Werde mein Jünger! Dann meint Er damit: Werde mein Schüler! Komm zu mir in die Schule des Lebens! „Lernt von mir“, sagt Jesus, „denn ich bin gütig und von Herzen demütig“ (Mt 11,29). Ein Lehrling lernt von seinem Meister, indem er ihm zuschaut, selber ausprobieren darf und Tipps bekommt. Learning by doing. Die Praxis ist wichtig, nicht nur die Theorie (vgl. Lk 6,47). Ein Jünger Jesu zu sein, heißt also, Ihn und Seine Worte kennenzulernen, von Ihm zu lernen, in Seine Fußstapfen zu treten und das Gelernte im eigenen Leben umzusetzen. Um von und über Ihn etwas zu lernen, sind die Evangelien im Neuen Testament die wohl beste Quelle.

„Jünger-Sein bedeutet Schüler Jesu zu sein. Wir sind also Schüler Jesu,
um selbst zu Lehrern zu werden und andere dazu einzuladen, ebenfalls Schüler zu werden.“Kardinal Christoph Schönborn

Am Schluss des Matthäus-Evangeliums gibt Jesus Seinen Jüngern den großen Missionsauftrag (Mt 28,19-20): Sie sollen alle Menschen zu Seinen Jüngern machen und sie alles lehren, was sie selber von Jesus gelernt haben. Der Auftrag Jesu ist also auch, anderen Menschen von der Lebensschule Jesu zu erzählen. Das setzt voraus, dass wir zunächst selber in diese Schule gehen und nicht müde werden, immer wieder neu von Jesus zu lernen.


Was zeichnet einen Jünger Jesu aus?

  • Verfügbarkeit: Jesus ruft Seinen Jüngern zu: „Folge mir nach!“ und sie folgen Ihm.
  • Belehrbarkeit: Ein Jünger ist ein Schüler, der etwas lernen will.
  • Praxis: Ein Lehrling lernt von seinem Meister v.a. durch Nachahmung in der praktischen Erfahrung.

Werde Jünger und mache Jünger

Gelebte Jüngerschaft ist Gottes Plan und Auftrag für sein Volk. Und Sein Ruf gilt auch heute noch. Wenn wir das Thema Jüngerschaft genauer betrachten, stellen wir auch fest, dass es auf „Wachstum” und „Vervielfältigung” ausgelegt ist. Jesus gab seinen Jüngern den Auftrag, anderen davon zu erzählen und auch sie zu lehren, was es heißt, ein Jünger Jesu zu sein. Seit 2.000 Jahren gehen Frauen und Männer in die Schule Jesu, um Ihn und Seine Lehre besser kennenzulernen, nach Seinen Worten zu handeln, dadurch immer mehr lieben zu lernen und anderen davon zu erzählen.

Gott ist die Liebe. Er ist sich verschenkende Liebe. Wenn wir Gottes Liebe nur aufnehmen, aber nicht weitergeben, bringen wir keine Frucht. Im Heiligen Land gibt es dafür ein schönes Bild: Durch den See Genezareth fließt das Wasser des Jordan. Der See nimmt es im Norden auf und gibt es im Süden wieder weiter. Das Tote Meer liegt hingegen so tief, dass es das Wasser nur aufnimmt und nicht mehr weiterfließen lässt. So wie der See Genezareth ein lebendiges Wasser ist mit vielen Fischen und den Bewohnern Nahrung schenkt – so ist es auch mit einem Menschen, der Gottes Liebe nicht nur aufnimmt sondern auch weiterschenkt – er ist nicht tot sondern lebendig und bringt seinem Umfeld Leben.