Ein mögliches Modell für gelebte Gemeinschaft
Kirche als Gemeinschaft von Gemeinschaften: Das Evangelisations-Pfarrzellsystem basiert auf diesem urchristlichen Prinzip. Es ist ein mögliches Modell für Pfarrgemeinden, die auf der Grundlage des Gebets missionarisch wirken wollen.
Eine der Methoden, die sich die Kommission für Neuevangelisierung näher angeschaut hat, ist das Pfarrzellsystem. Ein Modell, dass sich schon in vielen Pfarreien bewährt hat. Es fußt auf Gebet, Dienen und wöchentlichen Treffen der Gläubigen in Kleingruppen. Es erlaubt, den Geist der urchristlichen Gemeinden neu zu erleben und zu entfalten. Der Name bezieht sich auf das Prinzip der Zellteilung: Wenn eine dieser Kleingruppen zu groß wird, teilt sich die Pfarrzelle in zwei Gruppen.
Das Modell der Neuevangelisierung durch sog. Pfarrzellen hat seine Wurzeln im freikirchlichen Bereich. Pfarrer Michael Eivers, ein irischer Priester aus Amerika, hat diese Methode katholisiert und in seiner Pfarrei in Florida eingeführt. 1987 kam Don PiGi Perini, der Pfarrer von Sant´Eustorgio in Mailand in diese Pfarrei und war tief beeindruckt. Nach Italien zurückgekehrt, begann er mit den Gläubigen seiner Pfarrei mit dem Pfarrzellsystem den Weg der Neuevangelisierung. Heute gibt es das Pfarrzellensystem in Pfarrgemeinden in Frankreich, Irland, Österreich und Deutschland.
Gebet als Grundlage
Um das Pfarrzellsystem in einer Gemeinde einzuführen, braucht es zunächst Menschen, die Sehnsucht haben nach der Begegnung, nach der Berührung mit Jesus in ihrem Leben. Diese Menschen stellen eine bestimmte Zeit in der Woche für die eucharistische Anbetung in einer Kirche oder Kapelle zur Verfügung. Das Gebet bildet das tragende Fundament dieses Modells.
„Wichtig bleibt die Rückbindung an den Kraftstrom der Eucharistie, denn getrennt von Christus können wir nichts vollbringen.“Papst em. Benedikt XVI.
Gemeinschaft erleben
Um den eigenen Glauben zu stärken und in der Vertrautheit mit Christus zu wachsen, bilden sich aus den anbetenden Menschen kleine Zellen mit ca. 12 Personen, sogenannte Hausgemeinschaften. Sie treffen sich wöchentlich für ca. 90 Minuten zum Austausch untereinander, zur Betrachtung des Sonntagsevangeliums und zum gemeinsamen Fürbittgebet.
Ehrenamtliches Engagement
Als drittes Element bemüht sich jedes Mitglied auch um einen ehrenamtlichen Dienst in der Pfarrgemeinde, je nach Begabung und Charisma. So kann sich eine Gemeinde von innen heraus erneuern. Die Leitungen der Hausgemeinschaften werden begleitet und unterstützt vom jeweiligen Priester oder von hauptamtlichen Mitarbeitenden.
Vortrag von Hildegard Weileder-Wurm
Beim Studientag zur Neuevangelisierung sprach Hildegard Weileder-Wurm als Mitglied der Kommission über dieses Modell.
„Als ich noch ein Kind war und später als Jugendliche waren die Anbetungsstunden, zu denen wir von unserer Mutter geschickt wurden, eine langweilige und lästige Angelegenheit. Man musste die Zeit vor dem Allerheiligsten einfach in der Stille vertreiben und es hinter sich bringen. – Heute freue ich mich über diese geschenkte Zeit. Ich darf einen Moment absichtslos da sein, brauche nichts zu leisten, kann mich anschauen lassen mit all meinen Bruchstücken, darf manches loslassen, überlassen und aufatmen. Für mich persönlich ist die eucharistische Anbetung ein Ort geworden, wo ich über die Eucharistiefeier hinaus von Christus berührt werde, wo ich bewusst da sein mag in Ehrfurcht und mit Lob und Bitte. In der Begegnung mit Christus darf ich mich stärken lassen für meinen oft stressigen Alltag.“Hildegard Weileder-Wurm